«Hört… hört… die Neue Zeit ist da…», raunen die Blätter der grossen Buchen.

«Neu…alles neu…wir sind alle Pioniere und Pionierinnen des Neuen…», säuseln die Blätter der Birken.

«Das Bewusstsein der Neuen Zeit ist erwacht…», flüstern die Blätter der Weiden.

«Das wurde aber auch Zeit!», meint eine alte Esche und schüttelt ihre Äste mit den gefiederten Blättern, und damit ähnelt sie einem sich aufplusternden Huhn. Das sieht so lustig aus, dass ein Rotkehlchen vor Lachen fast vom Haselnussstrauch fällt.

«Hoppla», sagt die Hasel und fängt das Rotkehlchen gerade noch mit einem tieferliegenden Zweig auf.

«Vielen Dank, liebe Hasel.» Und dann muss es wieder lachen, aber dieses Mal sitzt es sicher auf dem Zweig.

«Weshalb lachst du denn?»

«Hi, hi, hi,… zuerst musste ich … hi, hi, hi… wegen der Esche lachen… hi, hi, hi… sie sah so lustig aus… hi, hi, hi… und nun lache ich…hi, hi, hi… über mich selbst… hi, hi, hi…»

Das Rotkehlchen lacht so herzhaft, und so ansteckend, dass auch die Hasel in lautes Lachen ausbricht.

Und das Rotkehlchen und die Hasel lachen um die Wette, und – hast du schon mal so ein Bild gesehen? ein Rotkehlchen und eine Hasel, die lachen? – das sieht so lustig aus, da muss man einfach mitlachen… hi, hi, hi…

Die Esche schaut zuerst etwas pikiert zu den lachenden Zwei, doch dann – das Lachen ist zu ansteckend – bricht auch sie in schallendes Lachen aus, und dann greift das Lachen auf die ganze Umgebung über.

Die Eiche trifft es als Nächste, mit ihrem tiefen Bariton-Lachen, ho, ho, ho …, dann eine zierliche Birke, mit ihrem hellen glockenähnlichen Lachen, dann der Holunderbusch, der Ahorn, die Linde, die Erle, die Weide… niemand kann dem Lachen widerstehen. Die Maus, das Eichhörnchen, der Maulwurf, der Igel, die Kröte… egal, mit was sie auch gerade beschäftigt sind, alle beginnen zu lachen.

Und das Lachen breitet sich über den ganzen Wald aus, über die Erde, die sich schüttelt vor Lachen, über die Uferböschungen des Flusses, die beben vor Lachen, und auch über den Fluss – ja, auch vom Fluss sind glucksende Geräusche zu hören… und der Wind, der in seinem Leben noch nie so viel Lachen gehört hat – und er ist weitherumgekommen – verbreitet das Lachen mit grosser Freude weiter aus… ein lachender Wind, wer hat denn sowas schon mal gehört?

Eine Eule wird durch das Lachen der Eiche, in der sie sitzt, aufgeweckt.

«Was ist denn los? Ein Erdbeben?», wundert sie sich. Dann merkt sie, wie alle lachen.

«…die Neue Zeit ist da…das Bewusstsein der Neuen Zeit…», raunen die Buchen. Da sie so gross sind, ist das Lachen noch nicht bei ihnen angekommen.

«Ah so, natürlich, die Neue Zeit, dann ist mir klar, wieso ihr lacht», meint die Eule bedächtig. Da sie die Weisheit repräsentiert, versucht sie eine würdevolle Haltung zu bewahren, doch das Lachen ist zu ansteckend. Zuerst ist nur ein leises Glucksen tief aus ihrer Kehle zu hören, doch dann kann auch sie sich nicht mehr länger zurückhalten und auch sie bricht in lautes Lachen aus: «Hu, hu, hu …»

«Pah, das ist doch ein alter Hut, die Neue Zeit, das wissen wir schon lange», meint ein Rabenpaar, das gerade am Frühstücken ist. Doch auch sie werden von der Lachwelle getroffen: «He, he, he …»

«Die Neue Zeit ist da… hört… das Bewusstsein der Neuen Zeit… ha, ha, ha…»

Was? Sind das etwa die Buchen, die nun auch lachen? Na, sowas!

«… hi, hi, hi … he, he, he … hu, hu, hu … ho, ho, ho … ha, ha, ha …»

Geschichte und Photos: Alexandra Waeber, Coach und Naturphilosophin, November 2021